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Universität Leipzig: Nachrichten

Bereich: Forschung, PersonaliaSachgebiet: Geistes- und Sozialwissenschaften, Geschichte, Gesellschaft, Kunst und Kultur, fachübergreifend

Einmal Kanada und zurück: Dr. Antje Dietze erhält begehrte Förderung des DAAD

 

Dr. Antje DietzeFoto: Swen Reichhold

Mit dem neuen Programm P.R.I.M.E. (Postdoctoral Researchers International Mobility Experience) beschreitet der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) neue Wege bei der Förderung der Auslandsmobilität hochqualifizierter Nachwuchswissenschaftler. In der ersten Runde meldeten sich 344 Bewerber, 31 von ihnen wurden von einem internationalen Fachgutachtergremium ausgewählt. Die Förderung, die eine Stelle an einer selbst gewählten Hochschule für 18 Monate bedeutet, erhält auch Dr. Antje Dietze, die am Centre for Area Studies (CAS) der Universität Leipzig beschäftigt ist.

Ab 1. November 2014 verbringt die Kulturwissenschaftlerineinen zwölfmonatigen Auslandsaufenthalt in Kanada am Canadian Centre for German and European Studies der Universität Montreal. Als Rückkehroption für die Wissenschaftlerin enthält P.R.I.M.E. außerdem eine sechsmonatige Integrationsphase an der Universität Leipzig. Die 34-Jährige, die in Kanada für ihre Habilitation forschen wird, wird im Förderzeitraum als Postdoktorandin am CAS angestellt sein. Damit kann sie in dieser für sie wichtigen Phase ihrer wissenschaftlichen Karriere mit ihrer bisherigen Hochschule in Kontakt bleiben und ihre Rückkehr optimal vorbereiten.

Derzeit arbeitet die Wissenschaftlerin im Forschungsprojekt "New Regionalism in a Changing Global Order: Mapping Latin America and Africa" am CAS, zuvor war sie langjährige Mitarbeiterin - zunächst als Doktorandin, ab 2012 als Postdoc - des Graduiertenkollegs "Bruchzonen der Globalisierung" der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Leipzig. Die Universität Montreal hat sie für ihren Auslandsaufenthalt gewählt, weil sie dort in einem ähnlich konzipierten und ebenso exzellenten Umfeld wie am CAS forschen kann.

Neben Kulturwissenschaften hat Dietze Theaterwissenschaft und Frankreichstudien studiert und zur Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin nach 1989 promoviert. Für ihre Habilitation beschäftigt sie sich mit der historischen Entstehung moderner Kulturindustrie an verschiedenen Orten abseits von Weltmetropolen wie Paris, London oder New York zwischen 1880 und 1930. "Ich untersuche in dieser Hochzeit der modernen Populärkultur insbesondere Varietés, Vergnügungsparks und Panoramen und stelle Fragen wie: Wer waren die Unternehmer, die diese Kulturbetriebe aufgebaut haben und damit als Wegbereiter des modernen Showgeschäfts wirkten?", erklärt sie. Auch seien ihr die dominanten Einflüsse der Vorreitermetropolen auf ihre Beispielstädte Leipzig und Montreal wichtig. Zudem geht die Forscherin der Frage nach, was die Kommerzialisierung mit Kultur und Menschen gemacht hat.

Dietze recherchiert in Stadtarchiven, historischen Broschüren oder Zeitungsartikeln. "Das ist relativ schwierige Detektivarbeit, da die damaligen Unternehmer meist hinter den Kulissen geblieben sind, dennoch waren sie ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft." In Leipzig hat sie sich bereits mit dem Lunapark am Auensee, dem Kristallpalast Varieté und mit dem im Zweiten Weltkrieg zerbombten Panorama am Roßplatz, dessen Ruine noch bis in die 1950er stand, befasst. "Was sich hier und in Leipzig insgesamt im kommerziellen Kulturbereich abspielte, ist wenig erforscht und zu DDR-Zeiten auch teilweise in Vergessenheit geraten", berichtet sie. Generell seien vor allem vergleichbare Entwicklungen und Phänomene im englischsprachigen Raum wissenschaftlich untersucht worden, sie interessiere sich daher für Städte jenseits des anglophonen Bereichs. Montreal ist auch deshalb für sie besonders spannend, "weil es an einer Schnittstelle zwischen franko- und anglophonem Raum gelegen ist".

Transnationale Geschichte und Globalisierungsaspekte spielen für das Forschungsprojekt der Kulturwissenschaftlerin eine entscheidende Rolle. "Schon damals vollzog sich ein Wechselspiel: Varietéartisten tourten um die ganze Welt, Panoramen wurden rund um den Globus verschickt, Unternehmer haben sich um die besten Künstler aus allen Ländern bemüht." Es sei spannend zu hinterfragen: "Wie haben die damaligen Akteure Globalisierung gelernt?" Und Einrichtungen wie das Leipziger Kristallpalast Varieté hätten natürlich auch nach großen Vorbildern wie in London geschaut. "Im Hintergrund wirkte hier zum Beispiel auch eine Aktiengesellschaft mit Sitz in London, wenn man so will die Vorstufe eines internationalen Konzerns."

Hintergrund P.R.I.M.E

Statt eines Stipendiums erhalten die P.R.I.M.E.-Geförderten eine Stelle an einer deutschen Universität ihrer Wahl, an der sie nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt im Ausland ihre Arbeit fortführen. Das Programm macht es Nachwuchswissenschaftlern damit leichter, wieder nach Deutschland und damit in das hiesige Wissenschaftssystem zurückzukehren.

Finanziert wird P.R.I.M.E aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des EU-Programms COFUND (Marie-Curie-Maßnahmen). Zum ersten Mal werden auch Auslandsaufenthalte von Nachwuchswissenschaftlern unabhängig von ihrer Nationalität gefördert. Auf diese Weise werden auch Wissenschaftler unterstützt, die ihre Zukunft in Deutschland sehen und gleichzeitig ihre akademische Entwicklung mit einem Auslandsaufenthalt voran bringen möchten.

Die Bewerber aus 43 Ländern - davon 62 Prozent aus Deutschland - kamen in der ersten Runde aus unterschiedlichen Disziplinen der Natur-, Ingenieur- und Geisteswissenschaften. Neben 21 Postdoktoranden aus Deutschland sind acht weitere Nationen vertreten, darunter Australien, Großbritannien, Polen und Rumänien.

Authors: Universität Leipzig

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