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Universität Leipzig: Nachrichten

Bereich: Forschung, PersonaliaSachgebiet: Geistes- und Sozialwissenschaften, Geschichte, Sprache und Literatur

Drei neue Humboldt-Stipendiaten forschen an der Universität Leipzig

 

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Humboldt-Stipendiaten: Dr. Johannes Hackl (oben), Dr. Silvia Ottaviano (mitte) und Dr. Agnieszka Blazek (unten)Foto: Swen Reichhold / Uni Leipzig

Die Wissenschaftler Dr. Silvia Ottaviano aus Italien, Dr. Agnieszka Blazek aus Polen und Dr. Johannes Hackl aus Österreich sind seit kurzem als Alexander-von-Humboldt-Forschungsstipendiaten an der Universität Leipzig tätig. Zwei Jahre lang forscht die gebürtige Neapolitanerin Ottaviano am Institut für Klassische Philologie und Komparatistik zu dem römischen Dichter Vergil. Blazek befasst sich bis April 2016 am Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie mit dem Wandel der akademischen Fachsprache und erstellt dafür eine deutsch-polnische Studie zum Fachwortschatz des Bologna-Prozesses. Der aus Wien stammende Johannes Hackl wird am Altorientalischen Institut zum Spätbabylonischen forschen, der jüngsten Sprachstufe des Babylonisch-Assyrischen oder - wie es heute meist genannt wird - Akkadischen.

Diese Sprache ist heute ausgestorben, war in den sechs vorchristlichen Jahrhunderten in Mesopotamien aber weit verbreitet. Johannes Hackl will in den kommenden zwei Jahren an der Universität Leipzig Grundlagen für eine Referenzgrammatik erarbeiten, um mehr über die akkadische Sprachgeschichte zu erfahren und herauszufinden, ob das Spätbabylonische zu dieser Zeit noch eine "lebende Sprache ist". Er will nun die Frage klären: Wie wurde das Spätbabylonische durch das Aramäische beeinflusst und welche Rolle spielten beide Sprachen im Alltag der Menschen in der damaligen Zeit? Angesiedelt ist die Forschungsarbeit in der zweiten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausends, insbesondere im 6. Jahrhundert vor Christus, aus dem der Großteil der Quellen stammt. "Wir sprechen da mittlerweile vom langen 6. Jahrhundert, weil die politische Periode in dieser Zeit sich nicht exakt auf ein Jahrhundert festlegen lässt."

Es sei eine Sprachstufe, die in der Altorientalistik bislang relativ unerforscht sei, weil vor allem das Verhältnis zwischen Schrift und Sprache mit erheblichen Schwierigkeiten behaftet ist. "Die Textüberlieferung nimmt um 480 v. Chr. stark ab. Zur Sprache in den folgenden Jahrhunderten wurde bislang wenig geforscht, unsere hauptsächlichen Quellen sind Tontafeln", so Hackl. Die meisten dieser Tafeln lagern in westlichen Museen, auch im Irak. Durch die momentane politische Lage sei es allerdings schwierig, vor Ort zu Arbeiten. "Ein Großteil dieser Texte ist aber auch schon in Publikationen vorhanden. Ich kann also in der Bibliothek arbeiten, teilweise schon mit Transliterationen, also mit Übertragungen der Keilschrifttexte in das lateinische Alphabet". Das erleichtere die Arbeit ungemein, weil es Zeit spare und letztendlich auch Reisekosten, da die Tontafeln über viele Museen verstreut sind.

Forschung zu Dichtung Vergils

Die Klassische Philologin sowie Lateinische Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Dr. Silvia Ottaviano von der Scuola Normale Superiore im italienischen Pisa hat sich in der Fachwelt bereits durch ihre Ausgabe der Hirtendichtung Vergils in der weltweit angesehenen "Bibliotheca Teubneriana" einen Namen gemacht. An der Universität Leipzig forscht sie weiter zu dem römischen Dichter. Sie untersucht erstmals die beneventanische Überlieferung der Aeneis - des von Vergil auf der Grundlage früherer Überlieferungen gestalteten Epos' über die Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troja. Vergil erzählt darin einen der Gründungsmythen des Römischen Reiches. Humboldt-Stipendiatin Ottaviano analysiert im Früh- und Hochmittelalter im Kloster Montecassino entstandene Handschriften und hofft, darin auf bislang unbekannte, antike Varianten des Aeneis-Textes sowie verlorene Reste der antiken Aeneis-Erklärung zu stoßen. Mit ihrer Untersuchung will die Wissenschaftlerin, die von dem Latinisten Prof. Dr. Marcus Deufert von der Universität Leipzig wissenschaftlich betreut wird, die letzte Lücke in den Kenntnissen der mittelalterlichen Überlieferung des klassischen Nationalepos der Römer schließen.

Bologna-Vokabular unter der Lupe

Die polnische Sprachwissenschaftlerin Dr. Agnieszka Blazek von der Adam Mickiewicz University Poznan beschäftigt sich während ihrer Forschungen an der Alma mater vor allem mit dem Bologna-Vokabular. Der derzeit zu beobachtende Wandel der akademischen Fachsprache unter dem Einfluss der europäischen Integration - insbesondere des Bologna-Prozesses - und die Dynamik des damit zusammenhängenden Hochschuldiskurses legten deren Erforschung auch aus sprachwissenschaftlicher Perspektive nahe, betonte die 37-Jährige. Die Sprache des Bologna-Prozesses entwickle sich heute an der Schnittstelle von nationalen akademischen Fachsprachen und den Sprachen der europäischen Integration. "Das Bologna-Vokabular - der markanteste Bestandteil dieser Sprache - wird in die einzelnen nationalen akademischen Fachsprachen übernommen", sagte Blazek.

Wer in den vergangenen zehn Jahren in einem Bologna-Staat seinen akademischen Werdegang begonnen hat, musste in Kauf nehmen, dass Gegenstände, Prozesse und Institutionen parallel zum Integrationsprozess teilweise um- oder neu benannt wurden. "Ein Sprachwissenschaftler wird diesen Verhältnissen gerecht, wenn er die Entwicklung unter Anwendung linguistischer Methoden diagnostiziert, darstellt und zu erklären versucht", erörtert die Wissenschaftlerin. Nach Erstellung mehrsprachigen Korpora von Bologna-relevanten Texten will sie den für den Bologna-Prozess relevanten Wortschatz extrahieren und anschließend analysieren. Dabei stehe insbesondere die Frage im Fokus, wie der Bologna-Wortschatz in die bestehenden Sprachbestände der jeweiligen Sprache Deutsch und Polnisch eingebunden wird, welche semantischen Prozesse bei dieser Einbindung involviert sind und welche Auswirkungen diese Prozesse für die angestrebte Vergleichbarkeit von zwei unterschiedlichen Hochschulsystemen haben. Wissenschaftlich betreut wird die Humboldt-Stipendiatin von Prof. Dr. Klaus-Dieter Baumann vom Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie der Universität Leipzig.

Authors: Universität Leipzig

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