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Rezension : "Die Mutter des Satans"

Cover Cover Droemer Knaur

Im 500. Jubiläumsjahr des Thesenanschlags an die Schlosskirche zu Wittenberg stellen die Autorinnen Claudia und Nadja Beinert ihren 4. historischen Roman vor.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der Lebensweg, der Mutter des Reformators Martin Luther und die Frage inwieweit „Fürsorge und Liebe, die ein Kind von den Eltern erfährt, von elementarer Bedeutung für dessen körperliche und seelische Entwicklung sind.“ Aus dieser Liebe und Barmherzigkeit, die Luther in seinem Elternhaus erfuhr, leiten die Autorinnen den emotionalen Kern der Reformation, die Liebe und Barmherzigkeit eines gütigen Gottes ab. Diese neue Lehre war etwas weltbewegendes, galt doch Gott bisher als ein zürnender, unbarmherziger Richter.

Hinweise zum Lebensweg der Frau Margarethe Luder stammen fast ausschließlich aus der Feder von Martin Luther selbst.

Der Roman beginnt mit den komplizierten Umständen im Hause Luder zum Zeitpunkt der Niederkunft der Frau Margarethe und die stark wachsende emotionale Bindung zwischen Mutter und Sohn, immer im Konflikt zwischen Ehegehorsam und Mutterliebe. Beeindruckend ist auch die Frau Margarethe selbst, als Frau, Ehefrau und Mutter zahlreicher Kinder, deren Zahl nicht bekannt ist.  In vielen Details werden Sitten und Gebräuche im Mansfelder Land, auch der Umgang mit dem Tod, die Entwicklung des Kupfererzabbaus und die gesellschaftspolitische Position der Familie Luder (der Vater war Hüttenmeister) entwickelt.

Die Geschichte ist eingebettet in eine  Rahmenhandlung – den Sitzungen zu einem Porträt beider Eltern bei dem Maler Lucas Cranach, mit dem Luther privat und beruflich verbunden war. In diesen Sitzungen zu den Vorstudien des Bildes erfährt der Leser sehr viel Privates aus dem Leben der Familie Luder.

Zum Beispiel Luther als Student der Rechtswissenschaft, sein Eintritt ins Kloster (nicht aus religiösen Gründen sondern aus Flucht vor der Obrigkeit), der Bruch mit dem Vater und demzufolge das Verbot des Vaters für die Familie, Kontakt zu Martin Luther zu halten. Seine Mutter Margarethe pflegte trotz des Verbotes ihres Ehemannes, heimlich den Kontakt zu ihrem Sohn, dem Mönch. Dann das Studium der Theologie, Luthers öffentliches Darlegen seiner „Neuen Lehre“, sein Thesenanschlag usw.

Dieser Thesenanschlag hatte für die gesamte Familie Luder /Luther schlimme Auswirkungen(„Mutter des Satans“; der Vater bekam als Hüttenmeister keine Kredite mehr, Anfeindungen im Umfeld usw). Margarethe war hin- und hergerissen zwischen den Thesen ihres berühmten Sohnes, wobei ihre Ängste überwogen.

Der Leser erfährt etwas über Luther auf dem Wormser Reichstag 1521, sein Leben und Wirken als „Junker Jörg“ und ein spätes Treffen mit den Eltern. Im September 1522 erschien Martin Luthers Übersetzung des „neuen Testaments“ erstmals in deutscher Sprache.    

Dem Maler Lucas Cranach d.Ä., er gilt als Mitbegründer der Porträtmalerei, ist mit dem Porträt der Eltern eine schonungslose, realistische Darstellung der Luders gelungen.

Mit diesen gut recherchierten, detailgenauen Beschreibungen der Sitten und Bräuche im Mansfelder Land entsteht ein sehr spannend geschriebener Roman. Damit liegt der breiten Öffentlichkeit nun ein überaus lesenswertes Buch vor, welches gut geeignet ist, das Bild von Martin Luther in diesem Jubiläumsjahr von einer sehr privaten Seite zu zeichnen. Sehr hilfreich sind auch das vorzüglich zusammengestellte Nachwort und das Glossar.

Dieses Buch sollte man unbedingt gelesen haben.

Autorenfilm

Claudia und Nadja Beinert: „Die Mutter des Satans“

ISBN: 978-3-426-65383-8  Droemer Knaur Verlag 2017    421 Seiten 


 

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