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Wenn Kinderfüße bei voller Fahrt in die Speichen geraten

Auch den fünfjährigen Daniel hat es am linken Fuß erwischt. Bei Oberarzt Dr. Roland Böhm und Nicole Geuthel, Ärztin in Weiterbildung, von der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am UKL ist er in sehr guter Behandlung. Auch den fünfjährigen Daniel hat es am linken Fuß erwischt. Bei Oberarzt Dr. Roland Böhm und Nicole Geuthel, Ärztin in Weiterbildung, von der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am UKL ist er in sehr guter Behandlung. Stefan Straube /UKL

Zahlen am UKL seit Jahren konstant hoch

Knochenbrüche und schlimme Weichteilverletzungen sind die Folgen

Was als Spaß beginnt, kann schmerzhaft enden: Kinder, die auf einem Fahrrad mitgenommen werden, setzt man einer nicht geringen Gefahr aus, wenn deren Füße ungesichert sind und diese während der Fahrt plötzlich in die Speichen geraten. Darauf weisen die Kinderchirurgen des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) hin. Geschieht das Ganze dann auch noch ohne Schuhe, kann es zu schlimmen Verletzungen kommen.

"In acht von zehn Fällen geschieht es zwischen Mai und September. Die 'Barfußzeit' ist die Hochzeit", sagt Prof. Martin Lacher (Foto), Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie. Die Zahlen, die er und seine ärztlichen Kollegen Jahr für Jahr am UKL registrieren, bleiben konstant hoch. 2016 waren es 33 Kinder, im Jahr darauf 32, und bis Juli 2018 wurden bereits wieder 16 gezählt. Vor allem Jungs erwischt es, das Durchschnittsalter liegt bei fünf Jahren.
Zwei große Gruppen hat Prof. Lacher ausmachen können: "Das sind zum einen Kinder, die auf dem Gepäckträger mitfahren und mit den Füßen in die Hinterradspeichen geraten, zum anderen Kleinkinder, die auf einfachen Lenkersitzen ohne Fußsicherung sitzen und deren Zehen oder Ferse dann in das Vorderrad geraten."

Die Verletzungen haben es durchaus in sich. Jedes fünfte Kind, welches 2017 deswegen in der UKL-Kinderchirurgie behandelt werden musste, erlitt eine Fraktur, also einen Knochenbruch. Bei 30 Prozent traten ausgedehnte Weichteilverletzungen auf, die teilweise nekrotisch waren. Das bedeutet, das Gewebe, das die Knochen umgibt, also Haut, Bindegewebe, Muskeln, Sehnen sowie das Fettgewebe, wurde verletzt oder stirbt sogar ab. "Die sich mit hoher Geschwindigkeit bewegenden Speichen können die Haut wortwörtlich bis auf den Knochen abreißen", beschreibt es Klinikdirektor Lacher eindrücklich. Manchmal würden Wochen vergehen, bis alles verheilt sei, so der Kinderchirurg. Die kleinen Patienten müssten noch oft zur Nachkontrolle kommen. In Einzelfällen sei sogar eine Hauttransplantation notwendig geworden.
Prof. Martin Lacher empfiehlt daher allen Eltern, ihre Kinder nur auf ordentlichen Sitzen mitzunehmen, bei denen die Füße mit Riemen oder Bändern fixiert werden können - und möglichst nicht barfuß.

 

Quelle: Uniklinik Leipzig

 

Letzte Änderung am Mittwoch, 18 Juli 2018 21:14

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