Switch to the CitySwitch to the City

Universität Leipzig: Nachrichten

Bereich: Neugestaltung AugustusplatzSachgebiet: Geschichte, Kunst und Kultur

Neue alte Heimstatt: Epitaphien werden im Paulinum angebracht

 

Im Andachtsraum des Paulinums wird aktuell mit der Montage von rund 30 wertvollen Epitaphien begonnen. Nach über 45 Jahren kehren sie an ihren angestammten Ort zurück. Seit 2002 wurden die aus der Universitätskirche St. Pauli geretteten Gedächtnismale unter Regie der Kustodie der Universität Leipzig aufwändig restauriert. "Ich freue mich, dass diese wichtigen Werke nach ihrer Notbergung kurz vor der Sprengung der Universitätskirche im Mai 1968 wieder an ihrem ursprünglichen Ort angebracht und für die Präsentation vorbereitet werden können. Sie werden künftig wieder den Platz einnehmen, für den sie von ihren Auftraggebern im 16. bis 18. Jahrhundert gedacht waren", sagt Kustos Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen. Sie seien die wichtigsten Zeugnisse für diesen Teil der Universitätsgeschichte.

Nach dem Vorbild des historischen Kirchenraumes besteht auch der neu errichtete Andachtsraum aus drei "Schiffen". In drei Jochen befinden sich zwischen den Pfeilern Hängeflächen für insgesamt 21 große Epitaphien. Aktuell wird mit der Montage von vier monumentalen Steinepitaphien begonnen. "Die Holzepitaphien werden erst installiert, wenn im September die Klimaanlage in Betrieb genommen werden kann und das Raumklima stabil ist. Außerdem gibt es eine Gruppe bemerkenswerter Metallepitaphien", kündigt der Kustos an. Die größten barocken Kunstwerke weisen eine Höhe von sechs Metern und eine Breite von vier Metern auf. Zusätzlich sollen um die Monumentalwerke herum kleinere Werke angebracht werden. Die rund 450.000 Euro teure Hängetechnologie erfolgt in Form unsichtbarer, hinterlüfteter Edelstahlgerüste. Die Montagearbeiten lassen sich nur begrenzt beschleunigen und werden sich bis mindestens ins Frühjahr 2015 hinziehen. Laut Hiller von Gaertringen klaffen noch immer beträchtliche Finanzierungslücken.

Geschichte der Epitaphien

Bereits vor der Reformation war die Leipziger Paulinerkirche ein privilegierter Bestattungsort, der sich nach der Schenkung an die Universität 1543 zunehmend zur Grablege einer universitären Elite entwickelt hat. Zwischen 1547 und 1770 entstanden zum Gedenken an bedeutende Persönlichkeiten - vornehmlich Universitätsprofessoren und Rektoren - im Auftrag ihrer Nachfahren aufwändige Epitaphien in Stein, Holz und Metall. Die anfangs auch in Familienkapellen angebrachten Gedächtnismale wurden ab 1710 im Chorraum konzentriert.

Innerhalb weniger Tage vor der Kirchensprengung versuchte eine Gruppe von Handwerkern aus der städtischen Denkmalpflege von den Gedächtnismalen zu retten, was abzunehmen oder auszubauen war. Angesichts des ungeheuren Zeitdrucks sei eine schonende und vollständige Bergung allerdings unmöglich gewesen, so der Kustos. "Dennoch gelang es, den weitaus größten Teil des Kunstgutes zu bergen. Viele Epitaphien sind vollständig erhalten, manche teilweise geborgen worden, einzelne gingen ganz verloren. Während ihrer notdürftigen Lagerung über Jahrzehnte haben vor allem die Holzobjekte Schaden erlitten."

Das Restaurierungsprojekt

Mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, insbesondere der Leipziger Ortskonservatorin Brigitte Kempe-Stecher, konnte die Universität Leipzig für die Restaurierung der Epitaphien rund 700.000 Euro an Spenden einwerben. Das Epitaph-Projekt ist das bisher umfangreichste und bedeutendste Vorhaben in der Geschichte der Kustodie. "Nach der Umlagerung der Epitaphien in das universitätseigene Kunstdepot im Frühjahr 2004 konnten wir schrittweise mit der Konservierung einzelner Objekte beginnen", erklärt Hiller von Gaertringen. Parallel dazu sei die Wiederaufstellung der Gedächtnismale als universitäre Forderung in den Ausschreibungen des Neubauvorhabens am Augustusplatz verankert worden.

Nach rund zehn Jahren konnten die konservatorischen Arbeiten an den barocken Kunstwerken abgeschlossen werden. Zusätzlich hat in den vergangenen Monaten der hallesche Künstler Thomas Leu fehlende Epitaph-Teile durch moderne Metallkonstruktionen ergänzt, die farbig eloxiert und teilweise bedruckt werden. "Durch das von ihm verwendete Material, im Kontrast zu Stein oder Holz der Epitaphien, bleiben die 'Verletzungen' der historischen Werke erkennbar. Mit dieser modernen Antwort auf die Historie der Epitaphien werden sie in ihrer Geschichtlichkeit erlebbar. Und sie zeigen dem Betrachter auch, was durch die besondere Geschichte der Universitätskirche verloren gegangen ist", sagt der Kustos. Bei der Hängung der Steinepitaphien vor Ort sind die Berliner Restauratoren Thomas Schubert und Manfred Sährig sowie der Leipziger Bildhauer und Restaurator Markus Gläser im Einsatz.

Aktuelle Fotos zum Medientermin finden Sie unter:www.uni-leipzig.de/presseinfo/2014-epitaphien(Bereitstellung der Fotos bis 8. August 2014)

Authors: Universität Leipzig

Lesen Sie mehr http://www.zv.uni-leipzig.de/service/presse/nachrichten.html?ifab_modus=detail&ifab_id=5634

  • Autor
  • Das neuste vom Autor
  • Video
  • Galerie
zum Seitenanfang
JSN Boot template designed by JoomlaShine.com