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Universität Leipzig: Nachrichten

Bereich: Universitätsklinikum Leipzig

Tumoren mit Hitze oder Strom präzise zerstören

Uniklinikum Leipzig bietet zwei neue minimal-invasive Methoden zur gezielten lokalen Krebsbehandlung

 

Oberarzt Dr. Michael Moche (li) und Jochen Fuchs platzieren eine Mikrowellensonde mit Hilfe der Bildgebung eines Computertomographen präzise in den Tumor eines Patienten.Foto: Stefan Straube/ UKL

Leipzig. Am Uniklinikum Leipzig stehen zwei neue minimal-invasive Methoden für die lokale Tumorbehandlung zur Verfügung, die in der Region Leipzig nur hier angeboten werden. Mit Mikrowellenablation (MWA) und irreversibler Elektroporation (IRE) können jetzt auch Krebspatienten behandelt werden, denen aufgrund der Lage und Ausdehnung ihres Tumors mit anderen Methoden nicht geholfen werden konnte. Die irreversible Elektroporation (IRE) praktizieren nur wenige Zentren weltweit. Sie wird vorwiegend in Leber und Niere eingesetzt.

Für die schonende, organerhaltende Behandlung von Tumoren in Leber, Lunge und Niere stehen am UKL schon seit langem zahlreiche minimal-invasive Therapiemethoden zur Verfügung. Mit diesen Methoden werden im Bereich Interventionelle Radiologie der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKL Tumoren unter bestimmten Voraussetzungen teils ohne offene Operation nur über winzige Hautschnitte zerstört. Ergänzt werden diese Verfahren jetzt durch zwei weitere: die Mikrowellenablation (MWA) und die irreversible Elektroporation (IRE).

Strom zerstört die Krebszellen bei Nieren- oder Lebertumoren

Bei der irreversible Elektroporation (IRE), die bisher nur an wenigen Zentren weltweit zur Verfügung steht und vor allem in Leber und Niere eingesetzt wird, werden unter Vollnarkose mehrere dünne Nadeln durch die Haut in den Körper eingeführt und gezielt um den Tumor herum positioniert. Zwischen diesen Sonden wird dann ein elektrisches Feld aufgebaut. "Die komplexe Methode nutzt das Phänomen der Elektroporation aus: Es wird ein kurzer, aber starker Stromimpuls von wenigen Nanosekunden gesetzt, der kleinste Löcher, sogenannte Nanoporen, in die Zellwände der Tumorzellen um die Nadeln reißt. Durch diese Löcher sterben die Tumorzellen ab", erklärt Oberarzt Dr. Michael Moche, Leiter der Interventionellen Radiologie am Uniklinikum Leipzig. "Das Besondere ist, dass dabei selektiv Zellwände zerstört werden, aber wichtige Leitstrukturen, die oft direkt daneben liegen, wie größere Arterien, Venen, Gallengänge oder Nerven erhalten bleiben. Mit Hilfe dieser Technologie können nun also auch Patienten behandelt werden, die zuvor gar nicht oder nur mit erheblichen Nebenwirkungen therapiert werden konnten."

Mit Hitze gegen Lungenmetastasen

Die Mikrowellenablation (MWA) hingegen ist besonders für die schonende Beseitigung von Metastasen oder anderen Tumoren der Lunge geeignet. Dabei wird der Tumor sicher und schnell durch große Hitze "verkocht". "Unter Einbeziehung moderner bildgebender Verfahren wie Computertomographie oder Magnetresonanztomographie wird zunächst eine dünne Sonde durch einen kleinen Hautstich eingeführt und präzise im Tumor plaziert", so Dr. Moche. "Anschließend wird über die Sonde der Tumor erhitzt und dadurch zerstört (abladiert)." Bei einem Eingriff können so bis zu drei Krebsgeschwüre durch nur einen kleinen Hautstich behandelt werden. Der Eingriff kann auch ohne Vollnarkose erfolgen. Nach der Behandlung sieht man von außen nur ein kleines Pflaster an der Stelle, wo die Sonde eingebracht wurde.

Auch der jungen UKL-Patientin Susann T. blieb diese kleine Erinnerung. "Die Farbmarkierung für den Eingriff hat man länger gesehen als die eigentliche Einstichstelle", berichtet sie erstaunt. Die junge Frau hatte schon im Jahr 2009 die Diagnose Krebs erhalten und danach einen wirklich langen Weg von unzähligen Chemotherapien und wiederholten Operationen am Brustkorb hinter sich gebracht, bis sie ihre Krankheit besiegen konnte. Im vergangenen Jahr zeigten sich dann erneut Metastasen in der Lunge. Die Experten am UKL entschieden sich im Therapieplan schlussendlich für eine Mikrowellenablation. Damit wurden die zwei Metastasen, je eine im linken und rechten Lungenflügel, erfolgreich entfernt. "Mir ging es danach blendend. Ich würde es immer wieder machen", betont die Patientin. "Ich bin ohne Einschränkungen schon am Folgetag nach Hause gegangen." Endlich könne sie sich nun darauf konzentrieren, im Sommer Ihre Diplomarbeit abzuschließen und in die Zukunft zu blicken. Zur Nachkontrolle und Routineuntersuchung kommt sie nun vierteljährlich ans Uniklinikum Leipzig.

Fallkonferenz ermittelt optimale Strategie für jeden einzelnen Patienten

Welche der unterschiedlichen minimal-invasiven Eingriffe der Interventionellen Radiologie für einen Patienten mit seiner Krebserkrankung in Frage kommt, wird in Fallkonferenzen individuell für jeden Patienten besprochen und dort mit den Experten verschiedener Fachdisziplinen abgestimmt. Aus dem breiten Angebot von Methoden der Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie, Nuklearmedizin und der Interventionellen Radiologie wird für jeden einzelnen Patientenfall die optimale Behandlungsstrategie zusammengestellt. Ziel ist es immer, Tumoren vollständig zu zerstören und dabei die Organfunktion bestmöglich zu erhalten.

"Durch den vermehrten Einsatz von minimal-invasiven Methoden können Komplikationen reduziert, der stationäre Aufenthalt verkürzt und die Lebensqualität rascher wieder hergestellt werden", betont OA Dr. Moche. "Nach einem solchen Eingriff können die Patienten bereits am drauffolgenden Tag wieder aufstehen und nach wenigen Tagen ohne Beeinträchtigung nach Hause entlassen werden." Am UKL wurden bislang zehn Patienten mit Mikrowellenablation und acht Patienten mit irreversibler Elektroporation erfolgreich behandelt.

Mehr Informationen zu diesen oder zu anderen schonenden Verfahren zur Tumorbehandlung für Hausärzte, Fachärzte und Patienten:

Ambulanz für Minimal-invasive Diagnostik und TherapieKlinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle RadiologieSprechstunde Mo., 9:00-12:00 UhrTerminvereinbarung: +49 341 97-17100E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!radiologie.uniklinikum-leipzig.de

Sandra Hasse

Authors: Universität Leipzig

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